Reden im Parlament

Von | 11. Mai 2011

„Beim Reden ist schät­zens­wert nicht die Zahl,
son­dern die Nützlichkeit der Worte.“
Tscheng I. (1033 – 1107), chin. Politiker u. Philosoph;

Jede/​r Abgeordnete wird am Ende der Wahlperiode gegen­über sei­nen Wählerinnen und Wähler zei­gen wol­len, wie sie/​er sich für den Wahlkreis, die Region oder sein Schwerpunktthema enga­giert hat. Da wird mit Pressespiegeln auf Medienarbeit zurück­ge­schaut, als Mitglied der Mehrheitsfraktion ein erkämpf­tes Gesetz hoch­ge­hal­ten, eine erhal­te­ne Förderrichtlinie gelobt, auf eine im Landeshaushalt ver­brief­te Investition im Dorf hin­ge­wie­sen, als Oppositionspolitiker auf klu­ge Kleine Anfragen gezeigt oder geschei­ter­te Parlamentarische Initiativen her­vor gekramt — oder auf ande­re Art das eige­ne Tun belegt.

Ein Jahr vor der Landtagswahl will ich in locke­rer Reihenfolge anfan­gen, Zwischenbilanz zu zie­hen.

Es ist dabei selbst­ver­ständ­lich, dass „viel“ nicht immer gleich­be­deu­tend mit „gut“ ist. Aber einen Eindruck hin­ter­lässt es schon. Mag sein, dass man man­ches nicht zäh­len kann, ande­res halt schon.

Der Landtag ist das vom Volk gewähl­te obers­te Organ der poli­ti­schen Willensbildung. Der Landtag wählt die Ministerpräsidentin oder den Ministerpräsidenten. Er übt die gesetz­ge­ben­de Gewalt aus und kon­trol­liert die voll­zie­hen­de Gewalt. Er behan­delt öffent­li­che Angelegenheiten.“ Das, so sagt die Landesverfassung, ist die Aufgabe des Landtages. Des Volkes Willen bil­den, öffent­li­che Angelegenheiten behan­deln. Das hat vie­le, sogar sehr viel, mit reden zu tun. In die­sem Sinne darf man nicht nur im Landtag reden, man muss es.Die nach­fol­gen­de Liste zeigt, wie häu­fig ein/​e Abgeordnete/​r bis­lang in die­ser Legislaturperiode das Wort im Schleswig-Holsteinischen Landtag ergrif­fen hat. Die Zahlen basie­ren auf dem Landtagsinformationssystem, spe­zi­ell auf der Trefferzahl, die der Index „Redner“ lie­fert. Im Detail ist die­ser anschei­nend nicht frei von Fehlern, aber es reicht den­noch aus, um eine Reihenfolge zu wäh­len:

  • Der Abgeordnete Andreas Tietze wird zwei­mal auf­ge­führt (als „Dr. Andreas Tietze“ und als „Andreas Tietze“). Ich habe bei­de Zähler addiert.
  • Der Abgeordnete Hans Hinrich Neve hat laut Zähler drei Redebeiträge gehal­ten. Tatsächlich han­delt es sich jedoch nur um zwei Reden.
  • Die Abgeordnete Dr. Gitta Trauernicht hat nur ein­mal als Abgeordnete gere­det. Den zwei­ten Redebeitrag hielt sie in ihrer Eigenschaft als Landtagsvizepräsidentin.

Die Reden der Minister/​in habe ich am Ende der Tabelle extra auf­ge­zählt, die die­se in der Regel von dem Rederecht der Regierung Gebrauch machen. Ich schlie­ße zwar nicht aus, dass ein Minister, der auch Mitglied des Landtages ist, sich auch mal als Abgeordneter zu Wort mel­det, hiel­te das aber für eine ver­nach­läs­sig­ba­re Größe.

Grundsätzlich ist zu erwar­ten, dass Abgeordnete mit her­aus­ge­ho­be­nen Ämtern (etwa: Fraktionsvorsitzende, Ausschussvorsitzende) häu­fi­ger das Wort ergrei­fen als „nor­ma­le“ Abgeordnete. Mitglieder klei­ne­rer Fraktionen wer­den ten­den­zi­ell eben­falls häu­fi­ger reden als Mitglieder grö­ße­rer. Das Präsidium des Landtages (Torsten Geerdts, Herlich Marie Todsen-Reese, Dr. Gitta Trauernicht, Anita Klahn und Marlies Fritzen) ist auf­grund der Sitzungsleitung jeden­falls zeit­wei­se an der Teilnahme an der Debatte gehin­dert. Die Abgeordnete Musculus-Stahnke muss­te infol­ge­des­sen einer im Januar 2010 durch­ge­führ­ten Neuauszählung der Stimmen im Wahlkreis Husum 3 ihr Landtagsmandat an Björn Thoroe abtre­ten.

Anzahl der Reden in der 17. Wahlperiode durch Abgeordnete der CDU

NAMEFRAKTIONANZAHL DER REDEN
BOETTICHER, Dr. CHRISTIAN VONCDU259
KALINKA, WERNERCDU138
KOCH, TOBIASCDU82
SASSEN, URSULACDU59
SÖNNICHSEN, PETERCDU47
FRANZEN, HEIKECDU46
BERNSTEIN, Dr. AXELCDU46
ARP, HANS-JÖRNCDU45
ABERCRON, MICHAEL VONCDU44
DAMEROW, ASTRIDCDU43
MAGNUSSEN, JENS-CHRISTIANCDU37
CALLSEN, JOHANNESCDU34
GÜNTHER, DANIELCDU33
RATHJE-HOFFMANN, KATJACDU30
RICKERS, HEINERCDU24
HEROLD, SUSANNECDU23
POTZAHR, MARK-OLIVERCDU21
OSTMEIER, BARBARACDU18
HERBST, NICLASCDU17
HERDAN, MARIONCDU17
WENGLER, WILFRIEDCDU15
NICOLAISEN, PETRACDU14
GEERDTS, TORSTENCDU12
HAMERICH, HARTMUTCDU12
KLINCKHAMER, KLAUSCDU8
JASPER, KARSTENCDU7
LEHNERT, PETERCDU6
TODSEN-REESE, HERLICH MARIECDU5
MATTHIEßEN, MARKUSCDU5
NEVE, HANS HINRICHCDU3
GÖTTSCH, HAUKECDU2

Anzahl der Reden in der 17. Wahlperiode durch Abgeordnete der FDP

NAMEFRAKTIONANZAHL DER REDEN
KUBICKI, WOLFGANGFDP324
VOGT, CHRISTOPHERFDP107
FUNKE, KIRSTINFDP104
LOEDIGE, KATHARINAFDP87
KLAHN, ANITAFDP70
KUMBARTZKY, OLIVERFDP60
HILDEBRAND, GÜNTHERFDP56
KOCH, GERRITFDP42
CONRAD, CORNELIAFDP39
BRAND-HÜCKSTÄDT, INGRIDFDP30
DANKERT, JENS-UWEFDP28
BRODERSEN, CARSTEN-PETERFDP27
MUSCULUS-STAHNKE, CHRISTINAFDP5

Anzahl der Reden in der 17. Wahlperiode durch Abgeordnete der Grünen

NAMEFRAKTIONANZAHL DER REDEN
HABECK, Dr. ROBERTGRÜNE272
HEINOLD, MONIKAGRÜNE189
TIETZE, Dr. ANDREASGRÜNE129
FÜRTER, THORSTENGRÜNE123
ANDRESEN, RASMUSGRÜNE115
BOHN, Dr. MARRETGRÜNE102
MATTHIESSEN, DETLEFGRÜNE71
ERDMANN, ANKEGRÜNE58
VOß, BERNDGRÜNE56
FRITZEN, MARLIESGRÜNE47
STREHLAU, INESGRÜNE39
AMTSBERG, LUISEGRÜNE31

Anzahl der Reden in der 17. Wahlperiode durch Abgeordnete der Linken

NAMEFRAKTIONANZAHL DER REDEN
SCHIPPELS, ULRICHLINKE234
JEZEWSKI, HEINZ-WERNERLINKE200
PRANTE, RANKALINKE148
JANSEN, ANTJELINKE142
THOROE, BJÖRNLINKE131
STREITBÖRGER, ELLENLINKE81

Anzahl der Reden in der 17. Wahlperiode durch Abgeordnete der SPD

NAMEFRAKTIONANZAHL DER REDEN
STEGNER, Dr. RALFSPD293
BAASCH, WOLFGANGSPD84
MIDYATLI, SERPILSPD83
HEINEMANN, BERNDSPD78
HABERSAAT, MARTINSPD77
EICHSTÄDT, PETERSPD66
WEBER, JÜRGENSPD65
HERDEJÜRGEN, BIRGITSPD62
DOLGNER, Dr. KAISPD56
TENOR-ALSCHAUSKY, SIEGRIDSPD53
BERAN, ANDREASSPD53
SCHULZE, OLAFSPD45
PAULS, BIRTESPD43
POERSCH, REGINASPD41
ROTHER, THOMASSPD38
HÖPPNER, Dr. HENNINGSPD31
BUDER, DETLEFSPD27
FISCHER, KARL-RUDOLFSPD24
LANGNER, ANETTESPD23
SELLIER, MARIONSPD19
HAY, LOTHARSPD18
REDMANN, SANDRASPD17
MÜLLER, HANSSPD16
SCHRÖDER, BERNDSPD15
TRAUERNICHT, Dr. GITTASPD2

Anzahl der Reden in der 17. Wahlperiode durch Abgeordnete des SSW

NAMEFRAKTIONANZAHL DER REDEN
HARMS, LARSSSW320
SPOORENDONK, ANKESSW316
HINRICHSEN, SILKESSW166
MEYER, FLEMMINGSSW138

Anzahl der Reden in der 17. Wahlperiode durch Regierungsvertreter

NAMEPARTEIANZAHL DER REDEN
CARSTENSEN, PETER HARRYCDU200
DE JAGER, JOSTCDU175
WIEGARD, RAINERCDU108
GARG, Dr. HEINERFDP91
SCHLIE, KLAUSCDU77
KLUG, Dr. EKKEHARDFDP66
SCHMALFUß, EMILPARTEILOS56
RUMPF, Dr. JULIANECDU46
Von:

Swen Wacker, 49, im Herzen Kieler, wohnt in Lüneburg, arbeitet in Hamburg.

2 Gedanken zu “Reden im Parlament”:

  1. Oliver Fink

    Es bleibt anzu­mer­ken, dass die Anzahl der Reden nicht zwangs­wei­se die tat­säch­li­che Aktivität und das Engagement der ein­zel­nen Abgeordneten wider­spie­gelt. Sie ist unter ande­rem viel­mehr auch abhän­gig von den Fachbereichen, die ein Abgeordneter bear­bei­tet.

    Einige Themen wer­den häu­fig im Plenum auf­ge­ru­fen, weil sie poli­tisch wich­tig sind oder schei­nen. Dabei ergibt sich im Zweifel nicht viel Neues, es wird viel­mehr Bekanntes mehr­fach wie­der­holt. Andere Bereiche hin­ge­gen erfor­dern eine inten­si­ve fach­li­che Vorbereitung und Einarbeitung, füh­ren aller­dings zu weni­ger Redebeiträgen.

    Insofern ist die Aufstellung durch­aus inter­es­sant. Ihre vol­le Aussagekraft kann sie aller­dings allen­falls im Zusammenspiel mit wei­te­ren Informationen ent­fal­ten.

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    1. Swen Wacker Post author

      Ja, des­halb kom­men ja noch wei­te­re Folgen. Ich sehe fol­gen­de „zähl­ba­re” Bereiche, die das „Zusammenspiel mit wei­te­ren Informationen”, von dem Du sprichst, bil­den kön­nen:
       — Presserklärungen,
       — Anzahl der par­la­men­ta­ri­schen Initiativen,
       — Ausschusstätigkeit.
      Für ergän­zen­de Ideen bin ich gern zu haben.

      Das wird (aus der Sicht eines unbe­tei­lig­ten Dritten) schon schwie­rig genug dar­zu­stel­len, da es eine geschei­te API (Programmierschnittstelle) zum Landtagsinformationsysystem (LIS-SH) mei­nes Wissens nicht gibt und das LIS-SH an sich man­che Daten lei­der nicht kennt, etwa die Anwesenheit in Ausschusssitzungen (die sind zwar öffent­lich, ste­hen jeweils in den Protokollen, müs­sen dort aber müh­se­lig zusam­men­ge­klaubt wer­den).

      Andere Dinge, die eine erfolg­rei­che Abgeordnetenarbeit aus­zeich­nen kön­nen (etwa: Verbindung zu ört­li­chen Verbänden und Gremien, Kontakt zu Besuchergruppen im Landtag, Engagement für Belange der Verbände, Bürger, Kommunen aus the­men­zen­trier­ten oder loka­len Sicht gegen­über der Landesregierung) sind eh kaum oder nur mit sehr viel Aufwand recher­chier­bar.
      Darum geht es (mir) aber eh nicht. Am Ende soll Transparenz ste­hen und die Erkenntnis „Was bie­ten uns öffent­li­che Daten”, evtl auch: „Welche Daten feh­len?”. Boulevard a la „Abgeordnete/​r xyz ist einen Totalausfall” haben wir im Landesblog nicht nötig.

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