Der Stuttgarter Stachel sitzt tief. Kaum hat sich die Landesregierung offenbar wirklich bewusst gemacht, welche Konsequenzen einer konservativen Regierung drohen, die versucht, ein Großprojekt gegen den Willen ihrer Bürger durchzusetzen, zieht Ministerpräsident Peter Harry Carstensen Konsequenzen.
In Burg auf Fehmarn kündigte er nun an, das gesetzliche Beteiligungsverfahren zum Bau der Fehmarnbelt-Querung um ein sogenanntes „Dialogforum” zu erweitern. Gemeinsam mit dem von der Landesregierung vorgeschlagenen Vorsitzenden Christoph Jessen, dem scheidenden deutschen Botschafter in Kopenhagen, soll ein umfassender Meinungs- und Informationsaustausch zwischen „allen Beteiligten” ermöglicht werden. An die Arbeit machen soll sich das Forum gleich nach der Sommerpause.
Hören: Ja! Handeln: ?
In einem Atemzug mit der Ankündigung dieser, von der Landesregierung als „neue Wege in der Bürgerbeteiligung” bezeichneten Einrichtung, machte Carstensen allerdings auch dessen Einflussgrenzen deutlich. „Auch wenn die Vorschläge nicht rechtlich verbindlich sein können, könnten sie gleichwohl, soweit rechtlich möglich, in die förmlichen Verfahren eingebracht werden”, ließ er in einer Pressemitteilung wissen. Mit diesem doppelten Verweis auf die rechtliche Lage, darf man die Grenzen der Möglichkeiten des Dialogforums exakt dort suchen, wo auch diejenigen des Standardbeteiligungsverfahrens liegen: im längst Bekannten. Mehr als bisher wird auch nicht gehen. Damit ist das Dialogforum keine neue Form der Bürgerbeteiligung, sondern schlicht eine intensivierte Form politischen Zuhörens.
Keine Hoffnung für Gegner
Am wenigstens Hoffnung auf neue Perspektiven brauchen sich die Gegner der Querung machen. Laut Carstensen sei die einzige Regel, die von allen Teilnehmern akzeptiert werden müsse, die grundsätzliche Gültigkeit des Staatsvertrages, den Deutschland und Dänemark geschlossen haben. Das bedeutet nichts anderes als: Die Querung kommt.
Carstensen geht mit dem Dialogforum ein erfrischendes Stück auf die Bürger zu. Doch wird er ein gutes Händchen brauche, um seine neue Bereitschaft wenigstens zuzuhören, als echte Bürgerbeteiligung verkaufen zu können. Mit dem Beharren auf ihre formalrechtlich abgesicherte Position jedenfalls haben sich seine Stuttgarter Parteifreunde unlängst mächtig in die Nesseln gesetzt.