Die Jugend und die Drogen

Von | 11. Januar 2013

shz.de schlägt Alarm: „Immer mehr Drogen an den Schulen im Land”. Es beginnt mit einer ech­ten Drogenrazzia an einer Elmshorner Schule! „Polizisten mit Spürhunden”! Das kennt man nur aus Krimis! Nein, das gibt es auch in der schles­wig-hol­stei­ni­schen Provinz! Die Schulleiterin hat­te die „Notbremse” gezo­gen. Alleine das Ende des Artikels ver­wirrt: „Bei der Razzia fan­den die Beamten übri­gens kei­ne Drogen.”

In dem Bericht darf dann eine Heerschar Schulräte, Schulleiterinnen, Verwaltungsleute, Gewerkschafter und Polizisten — Experten also — mut­ma­ßen. Denn die ech­ten Zahlen sind für die gera­de erreg­te Leserschaft ent­täu­schend:

„Landesweit hat die Polizei Schleswig-Holstein im Jahr 2011 nur 75 Fälle regis­triert, in denen Drogen an Minderjährige ver­kauft wur­den — dar­un­ter sind aber auch Taten, die sich nicht an Schulen abge­spielt haben.”

Man spricht von einer „hohen Dunkelziffer”. Allerdings: Wenn Jugendliche immer mehr Drogen kon­su­mie­ren und kei­ner kriegt es mit: Konsumieren sie dann wirk­lich immer mehr Drogen?

Seriöse Studien dage­gen besa­gen, dass (anders als ger­ne medi­al kol­por­tiert) die Jugend immer weni­ger trinkt, raucht und ande­re Drogen kon­su­miert. Zur Präsentation der Drogenaffinitätsstudie 2012 sag­te Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesund­heit­li­che Aufklärung:

„Bei min­der­jäh­ri­gen Jugendlichen hat in den letz­ten Jahren eine Trendumkehr im Suchtmittelkonsum statt­ge­fun­den. Dies lässt sich am Rückgang beim Tabakkonsum auf einen neu­en Tiefstand, am Rückgang im Cannabiskonsum und jetzt auch beim Rauschtrinken fest­ma­chen.”

Wer sich die Zahlen in den Bericht anschaut, wird genau die gegen­tei­li­ge Feststellung machen: Seit den 70er Jahren sin­ken alle Zahlen für Drogenkonsum. Das ist natür­lich auch ein Ergebnis guter Drogenprävention an den Schulen und man soll­te das Thema gera­de bei Jugendlichen nicht ver­harm­lo­sen, aber ob die media­le Skandalisierung dabei hilft, ist eher zwei­fel­haft.

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2 Gedanken zu “Die Jugend und die Drogen”:

  1. peter

    Mir erschien die Jugend, wäh­rend mei­ner nicht all zu fer­nen Schulzeit, auch äußerst kon­ser­va­tiv. Drogen waren nicht gern gese­hen. Und jeg­li­che Gedanken über eine Liberalisierung waren Teufelswerk.

    Dementsprechend wür­de ich mir denk­barst wenig Gedanken über ein Drogenproblem an deut­schen Schulen machen.

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  2. Tim Holborn

    Vielleicht hät­te der shz-Artikel eher hei­ßen sol­len: „Die Journaille und die Drogen”…

    Reply

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