shz.de schlägt Alarm: „Immer mehr Drogen an den Schulen im Land”. Es beginnt mit einer echten Drogenrazzia an einer Elmshorner Schule! „Polizisten mit Spürhunden”! Das kennt man nur aus Krimis! Nein, das gibt es auch in der schleswig-holsteinischen Provinz! Die Schulleiterin hatte die „Notbremse” gezogen. Alleine das Ende des Artikels verwirrt: „Bei der Razzia fanden die Beamten übrigens keine Drogen.”
In dem Bericht darf dann eine Heerschar Schulräte, Schulleiterinnen, Verwaltungsleute, Gewerkschafter und Polizisten — Experten also — mutmaßen. Denn die echten Zahlen sind für die gerade erregte Leserschaft enttäuschend:
„Landesweit hat die Polizei Schleswig-Holstein im Jahr 2011 nur 75 Fälle registriert, in denen Drogen an Minderjährige verkauft wurden — darunter sind aber auch Taten, die sich nicht an Schulen abgespielt haben.”
Man spricht von einer „hohen Dunkelziffer”. Allerdings: Wenn Jugendliche immer mehr Drogen konsumieren und keiner kriegt es mit: Konsumieren sie dann wirklich immer mehr Drogen?
Seriöse Studien dagegen besagen, dass (anders als gerne medial kolportiert) die Jugend immer weniger trinkt, raucht und andere Drogen konsumiert. Zur Präsentation der Drogenaffinitätsstudie 2012 sagte Prof. Dr. Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung:
„Bei minderjährigen Jugendlichen hat in den letzten Jahren eine Trendumkehr im Suchtmittelkonsum stattgefunden. Dies lässt sich am Rückgang beim Tabakkonsum auf einen neuen Tiefstand, am Rückgang im Cannabiskonsum und jetzt auch beim Rauschtrinken festmachen.”
Wer sich die Zahlen in den Bericht anschaut, wird genau die gegenteilige Feststellung machen: Seit den 70er Jahren sinken alle Zahlen für Drogenkonsum. Das ist natürlich auch ein Ergebnis guter Drogenprävention an den Schulen und man sollte das Thema gerade bei Jugendlichen nicht verharmlosen, aber ob die mediale Skandalisierung dabei hilft, ist eher zweifelhaft.
Links
- shz.de: Immer mehr Drogen an den Schulen im Land
- Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung: Suchtmittelkonsum bei Jugendlichen rückläufig
Mir erschien die Jugend, während meiner nicht all zu fernen Schulzeit, auch äußerst konservativ. Drogen waren nicht gern gesehen. Und jegliche Gedanken über eine Liberalisierung waren Teufelswerk.
Dementsprechend würde ich mir denkbarst wenig Gedanken über ein Drogenproblem an deutschen Schulen machen.
Vielleicht hätte der shz-Artikel eher heißen sollen: „Die Journaille und die Drogen”…