Verschuldung: Zwischen ultimativer Lobhudelei, Einsicht und Sticheleien

Von | 9. August 2011

Defizit mehr als hal­biert — Konsequente Haushaltspolitik zahlt sich aus! – so der heu­ti­ge freu­di­ge Ausruf von Finanzminister Rainer Wiegard per Pressemitteilung. Das ist in der Tat erst ein­mal eine gute Nachricht für alle Schleswig-Holsteiner. Und es ist Anlass genug, die­se Pressemitteilung und die Reaktionen dar­auf ein­mal genau­er zu betrachten.Auf dem Weg zur Einhaltung der Schuldenbremse betrach­tet es die Landesregierung als gro­ßen Erfolg, dass das Defizit des ers­ten Halbjahres 2011 um 631 Millionen Euro gerin­ger aus­fällt als im Vorjahr. Die Zahl ist in der Tat beein­dru­ckend. Allerdings muss der Finanzminister dann auch zuge­ste­hen, dass trotz die­ser mas­si­ven Reduktion des Defizits immer noch ein Anstieg der Verschuldung um 353 Millionen Euro – oder 58,8 Millionen Euro pro Monat – ver­bleibt.

Darüber hin­aus ver­mel­det der Finanzminister noch, dass die Steuereinnahmen des Landes um 617 Millionen Euro gestie­gen sind. Auch das eine bom­bas­tisch gute Nachricht für das Land und sei­nen Haushalt. Die Kehrseite der Medaille ist jedoch: Lediglich 14 Millionen des gesun­ke­nen Defizits wur­den tat­säch­lich durch Ausgabenkürzungen erwirt­schaf­tet. Das sind ledig­lich 2,2 Prozent der genann­ten 631 Millionen. Der Rest ist eine Folge der gesamt­wirt­schaft­li­chen Entwicklung. Schlagen die aktu­el­le Entwicklung der Eurokrise und der ame­ri­ka­ni­schen Kreditwürdigkeit auf die Wirtschaft durch, dann ist der Zugewinn bei den Steuereinnahmen ganz schnell wie­der ver­lo­ren. Allein die Reaktionen an den Börsen las­sen Schlimmes befürch­ten.

Insofern wäre ein biss­chen mehr Zurückhaltung bei der Präsentation schon ange­mes­sen gewe­sen. Andererseits ist Rainer Wiegard zugu­te zu hal­ten, dass er die Situation rich­tig ein­ord­net: „Wir haben in der Planung vor­aus­sicht­li­che Einnahmeausfälle durch Kredite ersetzt. Jetzt wer­den wir die­se Kredite durch unge­plan­te Einnahmen erset­zen. Zu ver­tei­len gibt es nichts. Denn selbst wenn das Minimalziel gelän­ge, ab 2020 einen Haushalt ohne neue Schulden auf­zu­stel­len, dann bedeu­tet das eben auch: 2012, 2013, 2014, 2015, 2016, 2017, 2018 und 2019 wird die Verschuldung des Landes und damit die Zinslast von „immer­hin fast einer Milliarde Euro für die­ses Jahr wei­ter anstei­gen.

Entsprechend wei­sen auch die Reaktionen von Tobias Koch (CDU) und Katharina Loedige (FDP) in die Richtung Wiegards. „Die Tatsache, dass Schleswig-Holstein trotz Ausgabenkürzungen im Haushalt und trotz stei­gen­der Steuereinnahmen wei­ter­hin neue Schulden macht, zeigt deut­lich, dass wir in unse­ren Konsolidierungsanstrengungen nicht nach­las­sen dür­fen, stellt Koch fest. Und Loedige bekräf­tigt, die FDP-Fraktion wer­de nicht vom Konsolidierungspfad abwei­chen.

Einen Seitenhieb auf die SPD in Person ihres Spitzenkandidaten kön­nen sich dann bei­de nicht ver­knei­fen. Wie Swen Wacker im Landesblog bereits aus­führ­te, hat­te Torsten Albig vor kur­zem ver­sucht, die in der Landesverfassung ver­an­ker­te Schuldenbremse schon wie­der zur Disposition zu stel­len. „Wer jetzt glaubt, ange­sichts der Steuereinnahmen teu­re Wahlversprechungen machen zu kön­nen, der belügt zuerst sich selbst und dann die Wählerinnen und Wähler, meint der finanz­po­li­ti­sche Sprecher der CDU-Landtagsfraktion. Und Loedige legt – auch an die Adresse der Grünen – ein­deu­tig nach: „Man stel­le sich nur ein­mal vor, was pas­sie­ren wür­de, wenn eine ande­re Regierung solch eine Bilanz vor­wei­sen kön­ne. Rot-Grün wür­de sämt­li­che Sparzwänge ver­ges­sen, im gan­zen Land Geschenke ver­tei­len und sich im kom­men­den Jahr wun­dern, dass die Zahlen wie­der kata­stro­phal sind.

Die Opposition hat sich zu die­sem Thema bis­her pres­se­öf­fent­lich noch nicht geäu­ßert.

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