Der wöchentliche Blick auf die parlamentarische Woche im Landtag. Wie ich hier erklärte, beschränke ich mich zukünftig in dem wöchentlichen Kalenderblatt auf Veranstaltungen des Parlaments, seiner Ausschüsse und des Präsidiums. Für die Tagesordnungen der Ausschüsse gilt: Tagesordnungspunkte erwähne ich nur, wenn der Ausschuss federführend tätig wird. „Verfahrensfragen“, (Tagesordnungspunkte, die nur aufgerufen werden, um zu diskutieren, wann und wie der Ausschuss inhaltlich mit ihnen umgehen will), Kenntnisnahmen und ähnliches erwähne ich ebenfalls nicht.
Am Montag und Dienstag tagt in Kiel das 10. Parlamentsforum Südliche Ostsee. Wer wissen möchte, wie relevant dieses Gremium ist, der schaut sich am besten mal die Beschlüsse der Jahre 2011, 2010, 2009 oder 2008 an. Auch das Programm des diesjährigen Treffens gibt Anhaltspunkte zur Meinungsbildung.
Am Dienstag trifft sich um 10:00 Uhr der Petitionsausschuss, wie immer in nicht öffentlicher Sitzung. Aus der Tagesordnung lernen wir, dass auch die Verfahrensgrundsätze für öffentliche Petitionen besprochen werden sollen. Da das nicht unter die übliche Vertraulichkeit fallen kann, gibt es dazu hoffentlich ein Protokoll.
So ziemlich alles, was an Verbänden in Schleswig-Holstein irgendwie Bedeutung hat, ist Mitglied in der Europäischen Bewegung Schleswig-Holstein, auch der Landtag. Warum auch immer trifft sich der Europaausschuss um 17.00 Uhr mit der Bewegung und spricht mit ihr über „Die dänische EU-Ratspräsidentschaft – Die feste Fehmarnbeltquerung als europäisches Verkehrsprojekt?“ Die Allianz gegen Fehmarnbeltquerung wird’s interessieren.
Wenn sich an einem Mittwoch der Ältestenrat trifft, dann ist die nächste Sitzung des Landtages nicht mehr fern. Zum vorletzten Mal vor der Landtagswahl trifft sich das Gremium unter der Leitung von Landtagspräsident Torsten Geerdts im Haus B.
Um 13:00 Uhr kommt dann der Umwelt- und Agrarausschuss zusammen, um seine Restprogramm zu minimieren. Als da wären: Die FDP möchte gern von der Landesregierung wissen, was zu der Absicht Dänemarks zu berichten ist, ausgeförderte Erdgas- und Erdöllagerstätten für CO2-Speicherzwecke anzubieten. Der Antibiotika-Einsatz in der Tierhaltung, den SPD und Linke thematisiert haben, können man auch bereden. Die Aufforderung der Grünen, ELER Mittel für Schleswig-Holstein effektiver ausrichten und sichern, ebenfalls. Und wieder ebenfalls waren es die Grünen, die die Chancen der EU-Fischereireform 2013 für Schleswig-Holstein nutzen wollen. CDU und FDP fanden letztes Jahr die Errichtung eines Bundesträgers der Landwirtschaftlichen Sozialversicherung toll. Da das Gesetz mittlerweile den Bundesrat beschlossen hat (obwohl nicht alle Bedenken des Bundesrates berücksichtig wurden, hat sich der TOP wohl erledigt. Schließlich geht es um den Wunsch der SPD, das Verbraucherinformationsgesetz umgehend verbraucherfreundlich zu reformieren und den vergleichbaren Wunsch des SSW, eine Qualitätskennzeichnung von Lebensmittel- und Gastronomiebetrieben in Schleswig-Holstein einzuführen
Und wieder fleißig muss der Innen- und Rechtsausschuss sein, der ein Mammutprogramm abarbeiten muss, will er nicht manches der Diskontinuität anheim fallen lassen. Deshalb ist auch in dieser Woche die Tagesordnung sportlich. Ab 14.30 Uhr geht es um diese Themen: CDU und FDP wollen in einem Therapieunterbringungsvollzugsgesetz die angeordnete Unterbringung psychisch gestörter Gewalttäter in einer geeigneten geschlossenen Einrichtung regeln. In der Anhörung hatte es harsche Kritik gegeben. Die Grünen haben ein Gesetz zum Schutz der Versammlungsfreiheit für das Land Schleswig-Holstein vorgelegt, das in der Anhörung überwiegend wohlwollend aufgenommen wurde, mit Kritik im Detail.
In einem ersten größeren Block sollen die Jugend-Taskforce (Teil I, Teil II) und der schon seit 2010 vorliegende Sicherheitsbericht der Landesregierung aufgerufen werden.
Zum Bericht der Landesregierung zum Ehrenamt in Schleswig-Holstein gibt es Anträge der CDU und der SPD, wie man das ehrenamtliche Engagement besser unterstützen kann. Ich muss das unbedingt mal genauer lesen, ich bin ja auch ehrenamtlich tätig hier.
Wieder einen großen Block nehmen kommunalpolitische Themen ein: Dabei geht, wie schon vor einer Woche, um die Gemeindeordnung, die Kreisordnung, das Gemeinde- und Kreiswahlgesetz und kommunalverfassungs- und wahlrechtliche Vorschriften, Finanzausgleichsgesetz (einfach mal hier schauen, was der Ausschuss noch so auf dem Zettel hat und hier nachlesen, was sich erledigt hat. Ziel: Im März soll der Landtag den Komplex abschließend behandeln).
Den nächsten Block, Vorschläge der SPD, Grünen und des SSW über ein neues Landesentwicklungsgrundsätzegesetz und ein Entwurf der Landesregierung zur Änderung landesplanungsrechtliche Vorschriften, hatten wir ebenfalls schon mal letzte Woche auf der Tagesordnung. Das gilt auch für die Idee der Landesregierung über eine Gastgeberkurabgabe sowie für das Spielbankgesetz. Der NDR-Digitalradio-Staatsvertrag fand vor den Augen der Arbeitsgemeinschaft privater Rundfunk keine Gnade. Und dann wäre da noch der Staatsvertrag der Nordländer über die Metropolregion Hamburg, der wohl ein Selbstgänger sein wird.
Am Donnerstag, trifft sich der Finanzausschuss gemeinsam mit Wirtschaftsausschuss um10.00 Uhr – in nicht öffentlicher Sitzung. Merkwürdigerweise fehlt eine eigenständige Einladung. Das ist unüblich und intransparent. Das Ergebnis interessiert dann aber doch alle: Die Vergabe der „Schienenpersonennahverkehrsleistungen im Netz Mitte, Los B“ also die Strecken Hamburg — Wrist bzw. Hamburg — Itzehoe
So gegen 10:30 geht es im Finanzausschuss weiter mit der Frage der Grünen nach den Zinskonditionen des Landes Schleswig-Holstein für Kommunen, die Konsolidierungshilfen nach dem Kommunalhaushaltskonsolidierungsgesetz erhalten
Der Wirtschaftsausschuss trifft sich ebenfalls, um den Antrag der Grünen auf Akteneinsicht in die Unterlagen und den Vorgang zu den verrosteten Fässern im Atommeiler Brunsbüttel zu beraten.
Um 14:00 Uhr kommt der Sozialausschuss zusammen. „Ambitioniert“ ist ein gutes Wort für den Umfang der Tagesordnung. Den Kreise und kreisfreien Städte soll es, im Zusammen mit „Hartz IV“, durch Gesetz ermöglicht werden, „die Angemessenheit der Höhe der Aufwendungen für Unterkunft und Heizung in ihrem Gebiet durch Satzung zu bestimmen.“ SPD und Grüne, die Linke, CDU und FDP, der SSW: Zum Mindestlohn hat jeder seine Meinung. Das gilt auch für die arbeitsmarktpolitischen Instrumente: Linke, Grüne, SPD und SSW, CDU und FDP. Und wo wir gerade schon bei Themen sind, die auf Bundesebene entscheiden werden, das die Rente (nicht) mit 67 nicht fehlen. Bevor man den Bund fragt, ob er eine Sache nicht besser übernehmen sollte, schafft man lieber länderübergreifende Gremien oder erweitert deren Zuständigkeiten. Anders herum gilt das auch. Ein Demenzplan des Landes, wie SSW, SPD, Linke und Grüne gerne hätten, darf aber nicht in die Lufthoheit der Kommunen eingreifen. Alle anderen angehörten Verbände fanden die Idee gut.
Und schließlich wollen die Linken, dass auf Bundesebene beschlossene finanzielle Restriktionen bei der künstlichen Befruchtung wieder zurückgenommen werden.
Als ob von langer Hand geplant: Kaum sind die Landesparteitage in Schleswig-Holstein durch und die Programme beschlossen, kann man als Landespolitiker auch an Wochenenden wieder reisen ohne was zu versäumen: Am Sonntag trifft sich die Bundesversammlung.