Am Samstagnachmittag spielten sowohl der HSV, dem Ralf Stegner anhängt, wie auch Arminia Bielefeld (Torsten Albig ist bekennender Armine) jeweils unentschieden 1:1. Das war es für den Tag aber schon mit den Gemeinsamkeiten. Am Abend schlug der Kieler Oberbürgermeister dann den Fraktionsvorsitzenden der SPD in dem Auswahlspiel der SPD schon in der Auftaktrunde mit 57,2 Prozent zu 32,2 Prozent. Am Sonntag einigten sich die beiden dann doch auf so eine Art Unentschieden: Der Vortagessieger beschränkt sich nicht auf den neuen Job als Torjäger der Landes-SPD sondern wird auch in die Vereinsführung kooptiert. Der bisherige Mittelstürmer will sowohl Vereinspräsident bleiben als auch weiterhin die Kapitänsbinde tragen. Das Landesblog bleibt am Ball.
Wenn es am Montag und Dienstag auf den Fluren der CDU-Fraktion im Landtag verdächtig ruhig ist, dann liegt das nicht etwa an der dortigen Sprach- oder Fassungslosigkeit ob des SPD-Ergebnisses, sondern lediglich an dem routinemäßig anstehenden Trainingslager in Hohwacht, wohin es die Parlamentsmannschaft der CDU für zwei Tage zieht.
Ein paar Akteure bleiben aber wohl in Kiel, denn die Enquetekommission „Chancen einer verstärkten norddeutschen Kooperation“ will sich ab 14.00 Uhr in einer Anhörung den Themenfeldern Bildung und Wissenschaft widmen. Viel promovierter und habilitierter Besuch hat sich angekündigt: Prof. Dr. Gerhard Fouquet von der Universität Kiel, Minister Dr. Ekkehard Klug, Ex-Wirtschaftsminister Prof. Dr. Bernd Rohwer, Prof. Dr. Wolfgang Kaysser aus dem Helmholtz-Zentrum Geesthacht sowie irgendwer von der Universität Lübeck.
Wer es müde ist, immer nur in der Zeitung, im Fernsehen oder gar im Landesblog etwas über den Landtag und das Parlament zu lesen, sondern endlich mal wissen will, wie der Landtag von innen aussieht und der parlamentarische Alltag abläuft, der sollte unbedingt um 18.00 den heutigen Informationsabend besuchen. (Dieser Absatz ist ein fast wortgleiches Plagiat)
Zeitgleich findet im Landeshaus der Hochschulempfang der Landesregierung statt. Ministerpräsident Peter Harry Carstensen wird eingedenk der Hochschulproteste des vergangenen Jahres die Eingangsworte des letzten Jahres wohl nicht wiederholen: „Es ist noch nicht lange her, da hat das Thema Bildung einmal mehr Schlagzeilen gemacht — Schüler- und Studentenproteste haben öffentliche Aufmerksamkeit erregt. Selten sind Protestaktionen von Studierenden auf so viel Zustimmung gestoßen wie dieses Mal.“
Die SPD hat wohl nur ein Thema, dafür aber viel Gesprächsstoff, wenn sich deren Landesparteirat um 19.30 Uhr im Kieler Legienhof trifft.
Der Dienstag beginnt um 10.00 mit einer Sitzung des Petitionsausschusses, wie immer in nichtöffentlicher Sitzung.
Um 11.00 beginnt die Info- und Auftaktveranstaltung der Initiative „für mich. für uns. für alle”, die mit dem Deutschen Bürgerpreises den größten Ehrenamtspreis Deutschlands vergibt. Dieses Jahr steht er unter dem Motto “Bildung! Gleiche Chancen für alle.“
Um 16.00 Uhr dann die wöchentliche Ordensverleihung; diesmal ein Termin wie gemalt. Denn diese Woche verleiht der Ministerpräsident den Verdienstorden des Landes Schleswig-Holstein an großartige Künstler: Peter Nagel, Tobias Duwe, Klaus Fußmann, Felix Droeseund Friedel Anderson.
Gerichte sind heutzutage längst nicht mehr allein dazu da, Streitfälle zu entscheiden und so den einen glücklich und den anderen unglücklich zu machen. Manche Streitigkeiten brauchen halt nur Sieger: Eine Mediation ist ein „strukturiertes freiwilliges Verfahren zur konstruktiven Beilegung eines Konfliktes“, auch an Gerichten in Schleswig-Holstein. Justizminister Emil Schmalfuß nimmt um 17.00 Uhr an der Auftaktveranstaltung „Mediation” des Amtsgerichts Rendsburg teil. Sinnigerweise findet es in der alten Bücherei im Mediationsraum statt.
Am Mittwoch geht es ab 11.00 Uhr im Innen- und Rechtsausschuss hoch her: Die Anhörung zum Bericht finanzielle Situation der schleswig-holsteinischen Kommunen steht an. In den Anhörungspausen wird das Glücksspielgesetz und eine gewisse „Gewerbeansiedlung in Lübeck” (ja genau: IKEA ist gemeint) diskutiert.
Mittags um 13:00 praktiziert der Europaausschuss dann norddeutsche Zusammenarbeit. Zunächst stehen unter anderem die Europäische Nordsee-Strategie, die Minderheiten- und Sprachförderung und andere Themen auf der Agenda, ab 15:00 tagt man dann gemeinsam mit dem Europa- und Rechtsausschuss des Landtags Mecklenburg-Vorpommern in öffentliche Sitzung. Themen sind unter anderem das Maritime Cluster Norddeutschland und die norddeutsche Zusammenarbeit sowie die Beteiligung von Landesparlamenten in europäischen Angelegenheiten. Die Gäste lassen es sich nicht nehmen, anschließend noch mal unter sich zu tagen: Die 94. Sitzung des Europa- und Rechtsausschusses des Landtags Mecklenburg-Vorpommern findet in Kieler Landeshaus statt, bestimmt mietfrei.
Passend zum Thema des Europaausschusses hält Landtagspräsident Torsten Geerdts dann um 19.00 Uhr das Grußwort zur Eröffnung der Fotoausstellung “Ostseelandschaften im Einklang mit Natur und Tradition“ des Jugendprojektes des VIII. Parlamentsforums südliche Ostsee.
Die grüne Landtagsfraktion thematisiert an diesem Abend ein Problem, das es in sich hat: Hygiene im Krankenhaus. Im Programmentwurf heißt es „Die Verankerung und Umsetzung von Hygienevorschriften ist noch verbesserungswürdig – diesem Problem nehmen wir uns an”. Die Verankerung des Genitivs mit dem Verb „annehmen” ist übrigens auch verbesserungswürdig.
Am Donnerstag begibt sich der Bildungsausschuss auf eine Informationsreise nach Flensburg und besucht die Waldschule und die Universität. Von da geht es weiter nach Schleswig zum Landesarchiv.
Der Finanzausschuss wird sich ab 10.00 unter anderem mit Zahlen beschäftigen: Wenn ein Ministerium eine Statistik braucht, soll es dann auch für die Erhebung der Daten zahlen? Außerdem geht es unter anderem ums Geldwäschegesetz.
Eine halbe Stunde später beginnt in Travemünde die Landesbezirkskonferenz der Gewerkschaft ver.di. Landtagspräsident Torsten Geerdts grußwortet.
Am Abends veranstalten die Bündnisgrünen dann ein Bildungspolitisches Gespräch unter dem Motto „Schöner lernen”. Ulrike Kegler, Leiterin der Montessori-Oberschule in Potsdam, setzt mit Erfolg nicht auf „mehr Schule“ oder „mehr Disziplin“ sondern auf Respekt und Authentizität. Ihre Bücher werden gern gelesen, die taz machte sie vor Jahren sogar schon zur Deutschlands wichtigster Rektorin.
Da soll mal einer sagen, die Landwirtschaft wäre ein sprachkonservatives Terrain. Landwirtschaftsministerin Juliane Rumpf nimmt am Freitag früh an einer „Milchbereisung“ des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter teil, der sich etwas unglücklich BDM abkürzt. Wer jetzt aber glaubt, dass unter einem Bundesverband stets Landesverbände angesiedelt sind, der irrt: „Landesteam Schleswig-Holstein” heißt das beim BDM. Da kann sich der ADAC eine Scheibe Modernität von abschneiden.
Ich kann mich noch ganz gut an einen fiesen Ohrwurm erinnern, an dem ich meine allerersten Englisch-Kenntnisse hilflos ausprobierte: Tie a Yellow Ribbon Round the Ole Oak Tree von Tony Orlando. Mit Hilfe meines Vaters übersetze ich mir dann, dass das eine Art Resozialisierungslied ist: Ein Ex-Knacki und Weichei ist sich nicht sicher, ob seine Freundin ihn nach dem Gefängnisaufenthalt überhaupt noch will und schreibt ihr, sie solle doch bitte einen gelbe Schleife um die Dorfeiche wickeln, wenn sie ihn noch liebe. Widrigenfalls würde er dann eben nicht aus dem Bus aussteigen und weiterfahren. Happy End: Kein Baum ohne Schleife! Zehn Jahre später hat es mich deshalb zunächst verwirrt, als in den USA die aus Teheran heimkehrenden Geiseln mit gelben Schleifen begrüßt wurden. Das waren doch keine Knackis, oder? Der deutsche Reservistenverband hat den Begriff dann noch mal umgedeutet und schlägt vor, dass wir eine gelbe Schleife tragen, um unsere Solidarität und Unterstützung mit Bundeswehrsoldaten im Auslandseinsatz zu bekunden. Huch, die sind ja schließlich weder Ex-Strafgefangene noch Geiseln — nicht mal Norbert Schatz!? Gleichwohl: Landtagspräsident Torsten Geerdts wird mittags die gelbe Schleife vom Reservistenverband übergeben bekommen.
Rosa Luxemburg war Zeit ihres Lebens eine begeisterte Botanikerin. In ihren Briefen aus dem Gefängnis finden sich wunderbare Beschreibungen von Pflanzen. Als sie mal Urlaub auf Sylt (in Wenningstedt) machte, war sie (das habe ich neulich in einem Syltprospekt gelesen) arg enttäuscht von der kargen Dünenlandschaft der Insel. Schleswig-Holstein Linke tragen ihr das nicht nach und laden um 16.00 Uhr im Landeshaus zu einer Internationale Lesung, einem Poetry slam und einer Ausstellung zum 100. Internationalen Tag der Frau und dem 140. Geburtstag von Rosa Luxemburg unter dem Motto „Mensch sein im Sinne Rosa Luxemburgs“ ein.
In der Ferne weilend ist es immer ein besonderer Genuss, diese Wochenübersicht zu lesen. Das liegt nicht nur am Lokalkolorit, an den vertrauten Personen und Orten, sondern vor allem an der beneidenswert unverkrampften Art, die Ankündigungen zu versammeln.
Dafür also Chapeau!
Danke für das Lob. Es bringt auch Spaß, die Kolumne zu schreiben.