
Ein Gott | Foto: Güldem Üstün - CC BY 2.0
Nur kurz vermerkt: Es gibt jetzt tatsächlich eine „Volksinitiative”, die erreichen will, dass der Satz „Der Landtag … hat beschlossen”, der der Landesverfassung voran gestellt ist, um eine Art Hinweis auf göttliches Wesen ergänzt werden soll. Dazu haben sich unter dem Motto „Für Gott in Schleswig-Holstein” Religionsgemeinschaften und Politsenioren wie die Ex-Ministerpräsidenten Peter-Harry Carstensen und Björn Engholm zusammengetan und eine Reklamefirma mit einer Kampagne beauftragt.
Die Diskussion im Landtag damals fand ich ja noch ganz interessant. Es ist so eine schön theoretische Frage, zu der alle unterschiedliche Meinungen haben können.
Aber eine Volksinitiative? Dafür, dass die Landesverfassung geändert wird? An der allerunwichtigsten Stelle, weil sich daraus nichts für irgendwen ableitet? In dem einzigen Satz, der ausschließlich die Abgeordneten betrifft, weil sie in ihm sagen, in welchem Geist sie diese Verfassung beschlossen haben? Da hinein will eine Volksinitiative etwas einfügen? Und die nur ihrem Gewissen verpflichteten Abgeordneten sollen das dann mit Dreiviertelmehrheit beschließen? Warum haben Peter-Harry Carstensen und Björn Engholm das eigentlich nicht zu ihrer aktiven Zeit gemacht?
Ja, haben wir denn keine echten Herausforderungen mehr für unser Land und diese Herrschaften? Hat die Kirche nichts Besseres tun? Haben denn ehemalige Ministerpräsidenten keine ganzjährig durchführbaren Hobbies?
Und wie habe ich mir das dann eigentlich vorzustellen? Stehen dann Peter-Harry Carstensen und Björn Engholm in der Fußgängerzone von Büsum und Itzehoe und quatschen die Passanten an: „Wir würden gerne mit Ihnen über Gott sprechen. Hier haben Sie etwas zu lesen.” Oder darf das dann das Fußvolk machen?
Wenn ich der Landtag wäre, würde ich sagen: Werft das Geld nicht der Reklamefirma in den Rachen, spendet das bitte der Arbeiterwohlfahrt und der Diakonie — wir setzen da freiwillig euren Gottesbezug ein. Und wenn Ihr noch ein paar gute Sponsoren kennt, dann fügen wir die da auch noch ein und lösen von dem Geld ein paar echte Probleme.
Dieses Instrument der Volksinitiative wird immer mehr zum Kasperletheater. Neulich hat schon die FDP ihre Initiative gestartet, nach der sich Schulen nicht mehr selbst aussuchen dürfen, auf welche Art sie die Schüler bewerten — das soll ihnen wieder das Ministerium vorschreiben.
Wer jedenfalls weiterhin über den Stand der Diskussion über den Gottesbezug informiert werden möchte, muss danach nicht mehr im Landesblog suchen. Für mich ist das Thema durch. Stattdessen möchte ich darauf hinweisen, dass der Landtag gerade dazu eingeladen hat, darüber zu diskutieren, wie man die Wahlbeteiligung und die Zustimmung der Menschen zur Demokratie wieder erhöhen kann.
sie sprechen mir aus der Seele. Diese Gottesbezug-Initiative ist heuchlerisch und vor Allem: von der Kirche mit finanziert also PR.
Im Gegenzug wird mitten in SH auf der Heimatinsel von Peter Harry Carstensen auf Nordstrand ein kath. Kinderheim wegen fehlender Rentabilität vom Erzbistum HH geschlossen. Und wer will sich nicht engagieren, nicht mal ein Statement abgeben? Der fromme Ministerpräsident a.D.
Lediglich der SSW u die Piraten haben bisher eine Pressemitteilung hierzu abgegeben. Das nützt den Kindern des Heims nicht viel. indes wird das Heim sukzessiv weiter entleert. Weitere Infos unter http://mein-offener-brief.de/index.html oder auf fb: Bürgerinitiative für das Kinderheim auf Nordstrand.
[Ursprünglicher Kommentar gelöscht]
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