Wie gottlos ist Schleswig-Holstein?

Von | 10. März 2015

Ein Gott | Foto: Güldem Üstün - CC BY 2.0

Nur kurz ver­merkt: Es gibt jetzt tat­säch­lich eine „Volksinitiative”, die errei­chen will, dass der Satz „Der Landtag … hat beschlos­sen”, der der Landesverfassung vor­an gestellt ist, um eine Art Hinweis auf gött­li­ches Wesen ergänzt wer­den soll. Dazu haben sich unter dem Motto „Für Gott in Schleswig-Holstein” Religionsgemeinschaften und Politsenioren wie die Ex-Ministerpräsidenten Peter-Harry Carstensen und Björn Engholm zusam­men­ge­tan und eine Reklamefirma mit einer Kampagne beauf­tragt.

Die Diskussion im Landtag damals fand ich ja noch ganz inter­es­sant. Es ist so eine schön theo­re­ti­sche Frage, zu der alle unter­schied­li­che Meinungen haben kön­nen.

Aber eine Volksinitiative? Dafür, dass die Landesverfassung geän­dert wird? An der aller­un­wich­tigs­ten Stelle, weil sich dar­aus nichts für irgend­wen ablei­tet? In dem ein­zi­gen Satz, der aus­schließ­lich die Abgeordneten betrifft, weil sie in ihm sagen, in wel­chem Geist sie die­se Verfassung beschlos­sen haben? Da hin­ein will eine Volksinitiative etwas ein­fü­gen? Und die nur ihrem Gewissen ver­pflich­te­ten Abgeordneten sol­len das dann mit Dreiviertelmehrheit beschlie­ßen? Warum haben Peter-Harry Carstensen und Björn Engholm das eigent­lich nicht zu ihrer akti­ven Zeit gemacht?

Ja, haben wir denn kei­ne ech­ten Herausforderungen mehr für unser Land und die­se Herrschaften? Hat die Kirche nichts Besseres tun? Haben denn ehe­ma­li­ge Ministerpräsidenten kei­ne ganz­jäh­rig durch­führ­ba­ren Hobbies?

Und wie habe ich mir das dann eigent­lich vor­zu­stel­len? Stehen dann Peter-Harry Carstensen und Björn Engholm in der Fußgängerzone von Büsum und Itzehoe und quat­schen die Passanten an: „Wir wür­den ger­ne mit Ihnen über Gott spre­chen. Hier haben Sie etwas zu lesen.” Oder darf das dann das Fußvolk machen?

Wenn ich der Landtag wäre, wür­de ich sagen: Werft das Geld nicht der Reklamefirma in den Rachen, spen­det das bit­te der Arbeiterwohlfahrt und der Diakonie — wir set­zen da frei­wil­lig euren Gottesbezug ein. Und wenn Ihr noch ein paar gute Sponsoren kennt, dann fügen wir die da auch noch ein und lösen von dem Geld ein paar ech­te Probleme.

Dieses Instrument der Volksinitiative wird immer mehr zum Kasperletheater. Neulich hat schon die FDP ihre Initiative gestar­tet, nach der sich Schulen nicht mehr selbst aus­su­chen dür­fen, auf wel­che Art sie die Schüler bewer­ten — das soll ihnen wie­der das Ministerium vor­schrei­ben.

Wer jeden­falls wei­ter­hin über den Stand der Diskussion über den Gottesbezug infor­miert wer­den möch­te, muss danach nicht mehr im Landesblog suchen. Für mich ist das Thema durch. Stattdessen möch­te ich dar­auf hin­wei­sen, dass der Landtag gera­de dazu ein­ge­la­den hat, dar­über zu dis­ku­tie­ren, wie man die Wahlbeteiligung und die Zustimmung der Menschen zur Demokratie wie­der erhö­hen kann.

2 Gedanken zu “Wie gottlos ist Schleswig-Holstein?”:

  1. Jörg Hinrichsen

    sie spre­chen mir aus der Seele. Diese Gottesbezug-Initiative ist heuch­le­risch und vor Allem: von der Kirche mit finan­ziert also PR.
    Im Gegenzug wird mit­ten in SH auf der Heimatinsel von Peter Harry Carstensen auf Nordstrand ein kath. Kinderheim wegen feh­len­der Rentabilität vom Erzbistum HH geschlos­sen. Und wer will sich nicht enga­gie­ren, nicht mal ein Statement abge­ben? Der from­me Ministerpräsident a.D.
    Lediglich der SSW u die Piraten haben bis­her eine Pressemitteilung hier­zu abge­ge­ben. Das nützt den Kindern des Heims nicht viel. indes wird das Heim suk­zes­siv wei­ter ent­leert. Weitere Infos unter http://mein-offener-brief.de/index.html oder auf fb: Bürgerinitiative für das Kinderheim auf Nordstrand.

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  2. gott

    [Ursprünglicher Kommentar gelöscht]

    Lieber „gott”, bit­te ach­te in Zukunft dar­auf, dass auch Deine kri­ti­schen Kommentare die all­ge­mein aner­kann­ten Formen der Höflichkeit ein­hal­ten. — Deine Redaktion

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